
Stefan
Gut gemeint ist nicht gut gemacht
Gehörst du auch zu den Helfer-Syndrom-Menschen? 🙂 Ich war ein ganz schlimmes Exemplar. 🙈 Erst Recht, als ich durch eine Blockadenlösung plötzlich hellfühlig wurde und meine heilerischen Fähigkeiten entwickelte. Da taten sich ja ungeahnte Möglichkeiten auf, ganz vielen Menschen zu helfen, dachte ich! 😬Und dementsprechend drängte ich jeden, der nicht bei drei auf den Bäumen war, meine Hilfe auf, mit dem "Ich-meins-doch-nur-gut"-Antrieb. Sorry dafür! Denn gut gemeint, ist nicht gut gemacht. Im Gegenteil, kann man damit demjenigen schaden, dem man eigentlich helfen will.
-> Wenn du einem Kleinkind immer wieder auf die Beine hilfst, wenn es hinfällt - wird es keine Kraft entwickeln, um selbst auf die Beine zu kommen.
-> Wenn du einen Gefangenen befreist, weißt du nicht, ob er überhaupt bereit für die Freiheit ist und sich in selbiger auch zurecht finden würde.
-> Wenn du andere davor bewahren willst, vermeintliche Fehler zu machen, wie sollen sie das Leben lernen und wichtige Erkenntnisse sammeln? Im Schmerz liegt unser größtes Wachstumspotenzial!
Wenn man mal Notsituationen ausklammert, wie etwa bei einem Ertrinkenden, der nicht mehr um Hilfe rufen kann und dem man natürlich ohne Frage helfen soll, ist es übergriffig, jemanden zu helfen, der nicht darum gebeten hat - ganz egal, wie gut deine Absicht auch sein mag. Es ist sein Leben - und er alleine entscheidet, wie er es leben mag. Um es mit einer Metapher zu beschreiben: Das Leben ist ein Spiel, der Mensch der Avatar, und die Seele hockt davor und spielt damit. Wenn du da ständig übernimmst, damit der Mensch sicher durch die einzelnen Level kommt, wie soll seine Seele dann ein Gefühl für das Leben bekommen? Sich alleine zurecht finden? Das Gefühl erfahren, es alleine geschafft zu haben? Du willst ja auch nicht, dass dir ungefragt jemand den Stick entreißt, weil er auf einem vermeintlich höheren Level spielt und die Ebene, die du gerade bespielst, für ihn ein Klacks wäre. Niemand weiß, außer man selber, wann man nicht mehr weiter kommt, und bereit ist, um Hilfe zu bitten. Davor ist es nicht dein Spiel. Nicht deine Angelegenheit.
Was kann man aber tun, wenn man sieht, dass jemand leidet oder einen Fehler begeht, der sehr schmerzhaft werden könnte, und man aber die Füße still halten soll? Ihm schlicht das Gefühl vermitteln, dass er es schaffen wird. Ihm Liebe schicken. Im Vertrauen sein, dass alles gut werden wird und er diese Erfahrung braucht.
Herzlichst,
Stefan von „Dialog mit deinem Herzen“